• Städtebau: Wesentliches Entwurfselement ist die Neuplatzierung der Kirche an die Kreuzung Arlbergstraße/Niedeggegasse. Diese Ecke stellt nicht nur die Ecke des Blockes dar, sondern markiert den Übergang der landschaftlichen Situation des Klosters Riedenburg zur strassenbegleitenden Bebauung entlang der Arlbergstraße. Es geht hier um ein klares räumliches Zeichen, auch um die Fortsetzung der Satteldächer im Bereich der Riedenburg. Der spirituelle Bau kann an dieser Stelle seiner öffentlichen Bedeutung gerecht werden, die Wohnbauten treten zurück.

    Der zweite Entwurfsgedanke ist ein Abrücken des angrenzenden Wohnbaues von der Arlbergstraße, damit ein multifunktionaler Vorplatz entsteht, der an Feiertagen der Kirchengemeinde, im Alltag als Vorfeld mit Besucherstellplätzen der Geschäftsnutzung dient.

    Der zweite Wohnbau orientiert sich gegen Süden, er bildet mit der Hoffassade des vorderen Wohnbaues zusammen einen von der Arlbergstraße abgegrenzten Hof mit hoher Aufenthaltsqualität.

    Erschließung: Die Verkehrserschließung für PKW erfolgt von der Arlbergstraße aus, und zwar möglichst weit weg von der Kreuzung Niedeggegasse, um Konflikte mit deren Rückstau zu vermeiden. Die Einfahrt verläuft auf direktem Wege in die Tiefgarage. Von dieser Zufahrt aus wird auch der Vorplatz erschlossen, auf dem bis zu 9 Pkw zeitweise Platz finden können.

    Wegenetz für Fußgänger: Der Vorplatz soll aber nicht den Autofahrer bevorzugen, sondern durch den Verzicht auf Bodenmarkierungen zu einem vielfältig nutzbaren Bereich werden, der den Geschäften und auch den Kirchgängern als Außenbereich dient. Er wird auch zum Verteiler für Fusswege innerhalb der Anlage, die sich an einem zweiten, inneren Platz treffen. Dieser dient der Erschließung der Wohnbauten, dem alltäglichen und zwanglosen Aufenthalt, der Gartenkunst und dem Spielen der Kinder, geschützt vor Verkehr und Lärm.

    Die beiden genannten Plätze werden zu Treffpunkten des täglichen Lebens. Der eine bildet die Nahtstelle zur Öffentlichkeit, der andere führt die Bewohner der Anlage zusammen.

    Das Kirchengebäude: Der Neubau der Kirche steht an prominenter Stelle als Zeichen der Neuapostolischen Gemeinde in Vorarlberg. Die auskragende Giebelseite wendet sich zur Arlbergstraße und schützt den Haupteingang vor Wind und Wetter. Der Weg durch das Gebäude wiederholt die Symmetrie des Volumens und führt in einen intimen, kapellenartigen Raum, erhellt durch ein zentrales Oberlicht. Die Atmosphäre ist introvertiert, es besteht jedoch die Möglichkeit, durch das Öffnen von Vorhängen auch ein gewisses Maß von Außenbezug im Erdgeschoss herzustellen.  Das Leben auf der Straße soll nicht vollständig ausgeschlossen werden, ebenso sollen Aktivitäten in der Kirche dem Passanten die Lebendigkeit der Gemeinde vor Augen führen.

    Das Innere der Kirche und die beweglichen Möbel sind mit rohem Eichenholz ausgeführt. Der Nachhall wird durch eine gedämmte Unterkonstruktion und Fugen im Täfer gemindert. Insgesamt entsteht eine warme und konzentrierte Stimmung. Um die Dimension des Kirchenbaues in das Verhältnis zu anderen sakralen Bauten in Bregenz zu setzen, ziehen wir die Nepomukkapelle am Kornmarktplatz zum Vergleich heran.

     

Neuapostolische Kirche Bregenz, A, 2016 (Philip Lutz)