• Städtebau

    Das Areal der Wohnanlage Bienerstraße stellt sich heute sehr heterogen dar. Die Trasse der Westbahn schließt das Quartier nach Norden hin ab, schafft aber Beeinträchtigungen durch Lärmemmissionen, die Konflikte mit einer intensiven Wohnnutzung erwarten lassen. Die bestehenden Wohnblöcke aus den 60iger Jahren sind mit einer Traufhöhe von 38 Metern weitaus höher als das umgebende Quartier und zeigen abweisende Nordfassaden, die, je nach Jahreszeit, sehr weite Schatten werfen.

    Volumen

    Die geforderte Qualität einer Wohnbebauung im Passivhausstandard legt eine kompakte Anordnung des Bauvolumens und eine Ausrichtung der Wohnungen nach Süden nahe. Aus den oben erwähnten Gründen liegt es nahe, die geforderten Wohnungen in einem einzigen, durchgehenden Riegel anzuordnen, der sich nach Südosten orientiert. Städtebaulich gesehen wird dieser Riegel den ebenso klaren Volumen der bestehenden Wohnanlage einen liegenden Kontrapunkt bieten. Der langgestreckte Baukörper schließt das Quartier gegen Norden ab und schafft so einen beruhigten Hof im Süden, der als Identifikations- und Ankunftsbereich für alle Bewohner dienen wird. Auch die Lärmemissionen vom Bahndamm her können so wirkungsvoll vom Quartier fern gehalten werden.

    Erschließung und Erdgeschoss

    Das Erdgeschoss ist für halböffentliche Funktionen frei gehalten. Die Hausbewohner können die Fahrräder und Kinderwägen auf großzügigen Flächen versorgen, es wird Raum für Läden und Büros angeboten.

    Die Stiegenhäuser sind nach Norden gelegt und äußerst kompakt. Über durchgesteckte, hausinterne Hallen sind sie zu Eingängen im Süden und im Norden jeweils angebunden.

    Um kurze Wege zum öffentlichen Verkehr zu ermöglichen, liegen die Eingänge im Nordwesten. Die Schnellbahnstation und der geplante Fuß- und Radweg werden für erhebliche Fußgängerfrequenz entlang der Viaduktbögen sorgen, daher erscheint es langfristig sinnvoll, entlang der Nordwestfassade im Erdgeschoss Läden und Büros anzubieten, weil dies auch zu sozial beherrschbaren Räumen beiträgt. An der Bienerstraße entsteht Raum für ein kleines Café, das die Stirnseite des Gebäudes aufwertet. Generell sollten die Läden in den Viaduktbögen zweiseitig erschlossen, an einzelnen Punkten als Durchgang geöffnet werden, um im Bereich der neuen Haltestelle für Transparenz und kurze Wege zu sorgen.
    Damit sich die neuen Bewohner mit jenen der bestehenden Wohnbebauung vermischen und mit der ganzen Anlage identifizieren können, wird der Zugang zum Gebäude von Süden her über einen zentralen Vorplatz möglich sein. Die sonnige Lage dieses Hofes und das von Wohnungen freigehaltene Erdgeschoss werden eine halböffentliche Zone schaffen, die Begegnungen zwischen den Bewohnern fördert

Passiv-Wohnbebauung, Bienerstraße, Innsbruck, A, 2014 (mit Philip Lutz)