• Achsteg am Karren Dornbirn | geladener Wettbewerb

    Ortsbaulicher Hintergrund: Das Gütle als Ortsteil von Dornbirn kann als ein Quartier bezeichnet werden, das einerseits naturnahe, „romantische“ und andererseits stadtnahe, „urbane“ Qualitäten hat. Die Suche nach Erholung, das Aufkommen von Freizeitaktivitäten, ist in den letzten Jahren und wohl auch in Zukunft weiter im Steigen begriffen. Die besondere Lage am Fuße der Karrenbahn bietet schöne Blicke über einen Bachverlauf und bewachsene Ufer hinweg.  Auch die Blickbeziehung zur ankommenden Seilbahn und deren Publikum birgt ein Potential von Blickbeziehungen, der Steg kann zur Bühne werden. Diese Beziehung zur Natur und zu gleichgesinnten Benutzern des Achsteges soll im Mittelpunkt dieses Entwurfes stehen.

    Der schönste Ort kann die Mitte einer Brücke sein, darum hatten auch die alten Brücken im Bregenzerwald in der Mitte ihrer Spannweite, bei aller Schwierigkeit der technischen Machbarkeit, eine freie Öffnung zum Verweilen und zum Schauen. Auch dieser Entwurf soll eine hohe Qualität für Aufenthalt und Naturerlebnis bieten. Zusätzlich zur nutzbaren Breite bietet dieser Steg eine durchgehende Sitzbank und ein abgesenktes Geländer. Der Achsteg ist kein räumlicher Kanal, keine enge Gasse zwischen hohen Geländern, sondern eine schwebende Plattform inmitten der Natur zum Staunen und Verweilen.

    Ein Steg mit niedrigem Geländer als Herausforderung. Wir haben geprüft, ob dieser Entwurf den gängigen Normen entspricht, und ja, er tut es.  Das Geländer ist mit 1,0 m hoch genug für Fußgänger, die Radfahrer bleiben zwischen den Sitzbänken. Im Falle eines Sturzes hilft die Breite der Bank, einen Absturz zu vermeiden. Der vorgelagerte Sturzraum bietet die erforderliche Sicherheit.  Wir ersuchen, im Zweifelsfalle Beamte des Landes Vorarlberg Abteilung Brückenbau und/oder Abteilung Radwege für die Vorprüfung hinzuzuziehen. Vorgespräche dazu wurden bereits geführt.

    Materialisierung: Der Steg hat ein Tragwerk aus Walzprofilen HEB 500 und HEB 550. Die Träger sind vorverformt und weisen in der Mitte eine Überhöhung von 350 mm auf, nach dem Einbau der Brücke ist eine Restüberhöhung von rund 150 mm vorhanden. Der Belag ist aus Eichenbohlen 10/7 cm, ebenso sind die Sitzbänke mit Eichendielen belegt. Die Geländer sind aus rundem Vollmaterial dm 20mm gebogen. Der Sicherheitsgraben ist begehbar mit einer Nutzlast von 5,00 kN, das Geländer widersteht einem Anprall von 1,00 kN in einer Höhe von 1,0m. Die Auflager sind aus Ortbeton gegossen, eine Betonmauer befestigt das Ufer auf einer Länge von ca. 12 Metern.

    Schwingungsuntersuchung und Dämpfung [Bemessung von Fußgängerbrücken „Human induced Vibrations of Steel Structures“]: Die Bewertung von Brückenschwingungen unterliegt einer ganzen Reihe „weicher“ Kriterien: z.B. Anzahl der Personen auf der Brücke, Nutzungshäufigkeit, Höhe über Grund, Gehgeschwindigkeiten, harmonische oder zeitlich begrenzte Erregung, Dauer der Einwirkung, Erwartungshaltung gegenüber Schwingungen, bedingt durch die äußere Erscheinung.

    Kritische Schrittfrequenzen treten am häufigsten im Bereich zwischen 2,0 Hz bis rd. 2,3 Hz auf. Die erste und die zweite Eigenfrequenz der Balkenbrücke liegt mit rd. 1.373 Hz und 1,524 Hz deutlich darunter. Es ist davon auszugehen, dass personeninduzierte Lasten und Schrittfrequenzen keine negativen Auswirkungen auf das Schwingungsverhalten der Brücke haben.

    Die Farbe Grün. Alle Stahlteile sollen verzinkt und in einer einheitlichen grünen Farbe gestrichen werden. Wir denken an die Farbe RAL 6021 „Blaßgrün“. Warum grün? In der „guten alten Zeit“ wurden viele Brücken und Stege in grüner Farbe gestrichen, wir wollen an diese Tradition anknüpfen. Einerseits aus praktischen Gründen: Ein mattes Grün kann in Würde altern, es bedarf weniger Pflege als helle oder allzu bunte Farben. Gestalterisch geht um einen anderen Aspekt, der Einbindung in den Ort: Durch einen grünen Anstrich kann sich der Achsteg ganz unauffällig in die großartige Natur des Tales einfügen.

    Grün wie der Wald, grün wie das Moos, grün wie das Wasser der Dornbirner Ache.

     

     

     

     

     

     

Achsteg am Karren, Dornbirn, AT, geladener Wettbewerb, 2024