• Wohnanlage Sulzberg Ried | geladener Wettbewerb

    Lage in der Kulturlandschaft: Das Wettbewerbsgrundstück liegt inmitten von Sulzberg Ried, gleichzeitig an der Staatsstraße St2520, und hat aufgrund dieser Lage das Potential, sehr wesentlich das Ortsbild dieses Weilers mitzugestalten. Von den weit gespannten Wiesen des Alpenvorlandes aus gesehen wird die Wohnanlage zu einem starken Baustein des baulichen Ensembles werden.

    Das gebaute Ensemble soll gestärkt werden: Aus Gründen der Ensemblewirkung erscheinen Satteldächer als die richtige Dachform. In der leicht geneigten Wiesenlandschaft ist die Ausrichtung der bestehenden Häuser als mehrdeutig abzulesen. Es gibt in diesem Weiler ebenso giebelständige wie auch traufständige Häuser, auch einige Gebäude, die sich über Eck entwickeln.  Die neue Wohnanlage soll sich in die Körnung des Ortes einfügen, der Kontakt zur alteingesessenen Nachbarschaft soll so fließend wie möglich erfolgen.

    Ortsbaulich- räumliche Idee: In einer „Über-Eck-Figur“ stehen zwei Häuser versetzt auf der Liegenschaft. Eine Traufe begleitet die Bahnlinie, eine Giebelseite wendet sich den Wiesen im Süden zu. Ein drittes, sehr kleines, aber markantes Spielhaus schließt diesen Winkel zu einem Hofraum ab. Durch diese Häuser entstehen zwei gegeneinander versetzte Außenräume: Ein gefasster Hofraum gegen Nordosten, ein leicht geneigter Gartenraum gegen Südwesten hin. Beide Räume sollen der Gemeinschaft dienen. Der gefasste Hofraum dient dem Ankommenden zu Fuß oder mit dem Rad, der informellen Begegnung, dem Spielen für Kleinkinder. Der Gartenraum hingegen bietet Beschaulichkeit, den Umgang mit Pflanzen, und den Blick in die sonnige Ferne.

    Öffentlich- halböffentlicher Außenraum für alle 12 Monate: Die ganze Anlage wird in Nord-Süd-Richtung von einem öffentlichen Weg aus wassergebundener Decke durchzogen. Ortsübliche Gräser und Stauden sorgen für Distanz zu den privaten Außenräumen, die Häuser bieten geschützte Loggien in denen es sich Schwatzen und Beobachten lässt. Auch der Gemeinschaftsraum ist in der Nähe der Eingänge angeordnet. Viele kleine Highlights rund ums Jahr werden für das Leben im Freien angeboten: Spielplätze, ein Platz für die Feuerschale, eine Zisterne mit Handpumpe, ein Platz zum Fahrrad-Reparieren, Obstbäume, eine kleine Rodelwiese, Mietergärten als eine individuelle Option, die jedoch nicht realisiert werden muß.

    Fussgängerfreundliche äußere Erschließung: Einen besonderen Aspekt der Wohnanlage stellt der Anschluß an die Bahnlinie Kempten-Pfronten dar. Die Entfernung zur Bahnstation beträgt nur wenige Meter, ein Alltag ohne Auto erscheint möglich, zumindest für Jugendliche oder Pendler. Die Fußläufigkeit des Ankunftshofes erscheint plausibel, die Besucherstellplätze sind in dieser Konsequenz außerhalb bzw. vor dem Hofraum angeordnet. Einige Fahrräder, die täglich verwendet werden, können in den Eingangsloggien im Ankunftshof abgestellt werden. Die Nebenstraße im Südwesten dient der Erschließung der gemeinsamen Tiefgarage, in der auch die darüber hinaus geforderten Fahrräder abgesperrt werden können. An der Einmündung der Zufahrt gibt es einen Warteplatz und Drop-off-Bereich für Mitfahrer, die die ersten oder letzten Meter über die Außenanlagen zurücklegen wollen.

    Bauweise als Teil der Gestaltung: Hanggeschosse, Erschließungskerne und Geschossdecken sind in Ortbetonbauweise geplant, die Außenwände und Dächer in Holzbauweise, wobei vorwiegend Schnittholz auf kurzen Wegen beschafft werden sollte.

    Die geneigten Dächer sind konsequent als PV-Dächer mit integrierten Dachflächenfenstern gestaltet. Die Fassaden sind aus sägerauen, vertikal versetzten Brettern errichtet. Um eine Eigenart der Allgäuer Häuser aufzugreifen, sind diese Holzfassaden in einem dezenten Farbkanon gestaltet. Es handelt sich hierbei eher um eine Tönung als um einen „Anstrich“. Vielleicht ein bauliches Anti-Depressivum in der grauen Jahreszeit, für alle, die es brauchen?

     

     

     

     

Wohnanlage Sulzberg-Ried, D, geladener Wettbewerb, 2024